Der Einfluss genetischer Veranlagung auf sitzendes Verhalten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
In einer Welt, in der der Lebensstil zunehmend sedentär wird, gewinnt die Frage, wie genetische Faktoren unser Verhalten beeinflussen, immer mehr an Bedeutung. Eine neue Studie der Universität Jyväskylä in Finnland zeigt auf, dass eine genetische Veranlagung zu sitzendem Verhalten mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Forschung von Bedeutung, sondern auch für jeden Einzelnen, der seine Gesundheit aktiv beeinflussen möchte. In diesem Artikel werden wir die Ergebnisse dieser Studie detailliert betrachten, ihre Implikationen diskutieren und herausfinden, wie du trotz genetischer Faktoren aktiv bleiben kannst.
Die Studie: Ein Überblick
Die Forscher der Universität Jyväskylä haben zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen genetischer Veranlagung zu sitzendem Verhalten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Dabei wurde die einzigartige Genom- und Gesundheitsdatenbank von etwa 330.000 Finnen genutzt, die im Rahmen des FinnGen-Projekts erhoben wurde. Eine spezielle Methode, die als polygenetischer Score bekannt ist, wurde entwickelt, um die genetische Veranlagung zu sitzendem Verhalten, insbesondere zu Freizeit-Screen-Zeit, zu beschreiben.
Methodik
Der polygenetische Score ermöglichte es den Forschern, die Assoziation zwischen der genetischen Veranlagung zu sitzendem Verhalten und verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu analysieren. Zu den untersuchten Erkrankungen gehörten hypertensive Erkrankungen, ischämische Herzkrankheiten wie Herzinfarkt und zerebrovaskuläre Erkrankungen. Die Analyse wurde in einer separaten Referenzgruppe von etwa 35.000 Norwegern wiederholt, um die Ergebnisse zu validieren.
Die Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie sind deutlich: Eine hohe genetische Veranlagung zu sitzendem Verhalten kann das Risiko, an den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken, um bis zu 20 % erhöhen. Personen mit der höchsten Veranlagung zu sitzendem Verhalten verbrachten etwa eine halbe Stunde mehr Zeit im Sitzen pro Tag im Vergleich zu denen mit der niedrigsten genetischen Veranlagung. Laura Joensuu, Postdoktorandin an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, erklärt: „Wir fanden heraus, dass die genetische Veranlagung zu sitzendem Verhalten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in beiden Bevölkerungsgruppen nahezu gleich erhöht.“
Genetische Grundlagen des Verhaltens
Die Studie legt nahe, dass sitzendes Verhalten möglicherweise eine evolutionär ausgewählte Eigenschaft ist. Paleoanthropologen argumentieren, dass körperliche Aktivität in der menschlichen Geschichte lange Zeit ein Überlebensbedürfnis war, was bedeutet, dass Menschen sich nicht freiwillig bewegen würden. Diese Theorie wird durch die Ergebnisse der Studie unterstützt, die darauf hinweisen, dass genetische Faktoren unser Bewegungsverhalten regulieren und zur weit verbreiteten Inaktivität in der Bevölkerung beitragen.
Die Bedeutung von Bewegung
Trotz der genetischen Veranlagung ist es wichtig, körperlich aktiv zu bleiben. Joensuu betont, dass das Gefühl, keine Energie für Bewegung zu haben, normal sein kann. „Es ist jedoch entscheidend, diese negativen Empfindungen zu ignorieren, da körperliche Aktivität positive Auswirkungen auf unser allgemeines Wohlbefinden hat“, sagt sie. Die Förderung von körperlicher Aktivität in der Gesellschaft könnte ein effektiver Weg sein, um die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.
Studie 1: Genetische Veranlagung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine weitere relevante Studie, die die Ergebnisse der Forschung aus Jyväskylä unterstützt, wurde in der renommierten Fachzeitschrift British Journal of Sports Medicine veröffentlicht. Diese Studie befasste sich ebenfalls mit den Zusammenhängen zwischen genetischer Veranlagung zu körperlicher Inaktivität und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit einer hohen genetischen Prädisposition für sitzendes Verhalten signifikant häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten.
Fazit der ersten Studie
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die Notwendigkeit, genetische Faktoren bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu berücksichtigen. Es ist offensichtlich, dass trotz eines genetischen Risikos präventive Maßnahmen wie regelmäßige körperliche Aktivität entscheidend sind, um die Gesundheit zu fördern.
Studie 2: Einfluss von Lebensstil auf die genetische Veranlagung
Eine zweite Studie, die in den letzten Jahren durchgeführt wurde, untersucht den Einfluss des Lebensstils auf die genetische Veranlagung zu sitzendem Verhalten. Diese Forschung zeigt, dass ein aktiver Lebensstil, auch bei genetisch prädisponierten Individuen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant senken kann. Die Forscher fanden heraus, dass regelmäßige Bewegung nicht nur die negativen Effekte einer genetischen Veranlagung ausgleichen, sondern auch die allgemeine Lebensqualität und das Wohlbefinden verbessern kann.
Fazit der zweiten Studie
Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, einen aktiven Lebensstil zu pflegen, unabhängig von genetischen Faktoren. Auch wenn du möglicherweise eine genetische Veranlagung für sitzendes Verhalten hast, kannst du durch bewusste Entscheidungen und regelmäßige Bewegung deine Gesundheit positiv beeinflussen.
Strategien zur Förderung der körperlichen Aktivität
Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass es trotz genetischer Herausforderungen möglich ist, durch bewusste Lebensstilentscheidungen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Hier sind einige Strategien, die dir helfen können, aktiv zu bleiben:
- Setze dir realistische Ziele: Beginne mit kleinen, erreichbaren Zielen, um deine körperliche Aktivität schrittweise zu steigern. Zum Beispiel kannst du damit beginnen, täglich einen kurzen Spaziergang zu machen.
- Finde Freude an der Bewegung: Suche nach Aktivitäten, die dir Spaß machen. Ob Tanzen, Radfahren oder Schwimmen – wenn du Freude an der Bewegung hast, fällt es dir leichter, dranzubleiben.
- Integriere Bewegung in deinen Alltag: Nutze die Treppe anstelle des Aufzugs, gehe zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit oder mache während der Pausen kurze Dehnübungen.
- Schaffe eine unterstützende Gemeinschaft: Teile deine Ziele mit Freunden oder Familie und motiviert euch gegenseitig. Der soziale Aspekt kann die Freude an der Bewegung erhöhen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass du aktiv bleibst.
- Nutze Technologie: Fitness-Apps und Smartwatches können dir helfen, deine Fortschritte zu verfolgen und dich zu motivieren, aktiv zu bleiben.
- Achte auf deine Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung unterstützt nicht nur deine körperliche Gesundheit, sondern kann auch deine Energielevels steigern und die Bereitschaft zur Bewegung erhöhen.
Fazit
Die Forschung zeigt, dass genetische Faktoren einen signifikanten Einfluss auf sitzendes Verhalten und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Doch trotz dieser genetischen Herausforderungen gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu bleiben und die eigene Gesundheit zu fördern. Regelmäßige körperliche Aktivität ist entscheidend, um die negativen Auswirkungen einer genetischen Veranlagung zu mildern. Es ist wichtig, kreative Wege zu finden, um Bewegung in deinen Alltag zu integrieren und eine gesunde, aktive Lebensweise zu pflegen. Denke daran: Es ist nie zu spät, mit körperlicher Aktivität zu beginnen und so deine Gesundheit zu fördern – unabhängig von deinen genetischen Voraussetzungen.