Ist Bluthochdruck immer schlecht?

Ist Bluthochdruck immer ein Grund zur Sorge?

Hypertonie oder Bluthochdruck ist ein Risikofaktor für verschiedene Gesundheitszustände, einschließlich Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und andere metabolische Probleme.

Ist Bluthochdruck jedoch immer ein Grund zur Sorge?

Neue Erkenntnisse stellen diese Annahme in Frage.

Was ist Bluthochdruck? Nun, es ist schwer, diese Frage genau zu beantworten, da Spezialisten immer noch darüber diskutieren, was als normaler Blutdruck gilt.

Verschiedene Organisationen bieten derzeit unterschiedliche Richtlinien zum Thema Bluthochdruck an.

Zum Beispiel erklärt das National Heart, Lung, and Blood Institute, dass Bluthochdruck bei Erwachsenen ein “konsistenter systolischer Wert von 140 mm Hg (Millimeter Quecksilber) oder höher” ist. (1)

Die American Heart Association (AHA) legt jedoch nahe, dass Bluthochdruck auftritt, wenn eine Person einen systolischen Blutdruck von 130 mm Hg oder mehr hat.

Unterdessen betrachtet die CDC Menschen mit einem systolischen Blutdruck von 120-139 mm Hg als nur “gefährdet” für Bluthochdruck. (2), (3)

Generell raten Ärzte ihren Patienten – insbesondere älteren Erwachsenen -, den eigenen Blutdruck ständig zu überwachen und zu kontrollieren.

Damit soll sichergestellt werden, dass sie nicht die Schwelle für Bluthochdruck erreichen, die viele Mediziner unter anderem als Risikofaktor für Herzerkrankungen und Schlaganfall ansehen.

Eine Studie, die Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Deutschland durchgeführt haben, deutet jedoch darauf hin, dass einige ältere Menschen bei Bluthochdruck möglicherweise keine anderen Gesundheitsprobleme haben.

Tatsächlich stellen die Forscher fest, dass für einige Menschen in den 80er Jahren sogar einige Vorteile zu erwarten sind.

Berlin Initiative Study

Die neue Studie – deren Ergebnisse im European Heart Journal veröffentlicht wurden – betrachtete eine Kohorte von 1.628 Frauen und Männern mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren.

Alle waren 70 Jahre oder älter, als sie 2009 dazukamen, und sie alle folgten antihypertensiven Behandlungen. (4)

Im Rahmen der Berlin Initiative Study, einem Forschungsprojekt der Charité, sammelten die Forscher Daten über den Gesundheitszustand der Teilnehmer. (5)

Sie befragten die Teilnehmer alle 2 Jahre und bewerteten ihren Blutdruck, unter anderem durch Gesundheitsmessungen.

Nach sechs Jahren führten die Forscher eine statistische Analyse durch, um herauszufinden, wie sich der Blutdruck auf das Sterberisiko einer Person auswirken könnte.

Sie passten sich auch an potenzielle Störfaktoren an, wie z.B. Geschlecht, Lebensstil, Body-Mass-Index (BMI) und wie viele Medikamente gegen Bluthochdruck jede Person einnahm.

Sie sahen, dass Menschen ab 80 Jahren, die einen niedrigeren Blutdruck – von 140/90 mm Hg oder weniger – hatten, tatsächlich ein 40 Prozent höheres Sterberisiko hatten als Gleichaltrige mit Blutdruck über diesen Schwellenwerten.

Selbst Menschen, die bereits einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt hatten, stellten einen ähnlichen Zusammenhang zwischen Blutdruck und Mortalitätsrisiko her.

Das Team betont auch, dass Menschen mit einem Blutdruck unter 140/90 mm Hg ein 61 Prozent höheres Todesrisiko hatten als Menschen, deren Blutdruck trotz ihres blutdrucksenkenden Medikaments hoch blieb.

Weg von einem pauschalen Ansatz

“Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass innerhalb dieser Patientengruppen die blutdrucksenkende Behandlung an die Bedürfnisse des Einzelnen angepasst werden sollte”, sagt Erstautor Dr. Antonios Douros.

“Wir sollten weg vom pauschalen Ansatz, die Empfehlungen der Berufsverbände auf alle Patientengruppen anzuwenden.”

In Zukunft wollen die Wissenschaftler einen vertieften Blick auf blutdrucksenkende Medikamente werfen, um festzustellen, wann sie tatsächlich am ehesten helfen können.

“Im nächsten Schritt wollen wir untersuchen, welche Patientengruppen tatsächlich von einer blutdrucksenkenden Behandlung profitieren”, sagt Studienko-Autorin Prof. Elke Schäffner.


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