Leben mit Angst – Wir sind unseren Ängsten nicht ausgeliefert

Leben mit Angst - Wir sind unseren Ängsten nicht ausgeliefert

Leben in Angst

Wir alle kennen sie: Die Angst, ein Leben ohne sie gibt es nicht. Viele Menschen aber haben so sehr Angst, dass ihr Leben dadurch stark beeinflusst wird. Sie verbringen ihr ganzes Leben in Angst.

Angst kann uns einerseits positiv herausfordern. Durch sie wird deutlich, in welchen Bereichen wir Menschen uns noch entwickeln und wachsen können. Ohne die Angst würden wir auch wichtige Warnsignale nicht wahrnehmen und ungebremst in Gefahrensituationen laufen.

Sowohl wir Menschen als auch die Tiere sind nicht überlebensfähig ohne Angst.

Andererseits kann uns die Angst aber auch lähmen oder bedrücken. In Angst zu leben, bedeutet für die Betroffenen, nur mehr aufgrund ihrer Angst zu handeln oder zu entscheiden, und das wiederum bedeutet, dass nicht mehr der Betroffene über sein eigenes Leben herrscht, sondern, dass eben diese Angst Besitz von seinem Leben genommen hat.

Formen der Angst

Wir Menschen tun Dinge ganz automatisch, ohne darüber groß nachzudenken: wir essen und trinken, fahren Auto, duschen uns, putzen uns die Zähne (…). Das sind alles vertraute Abläufe in unserem Alltag.

Ändert sich in unserem Leben etwas oder kommt etwas Neues dazu, werden all diese vertrauten Abläufe gestört. Wir sind verunsichert, weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt, denken vielleicht sogar, wir wären der Situation nicht gewachsen.

Diese Form der Angst ist die normale Alltagsangst, die jeder von uns sicherlich auf die eine oder andere Art kennengelernt hat: Angst vor Fremdem, Angst vor neuen Situationen, Angst, etwas falsch zu machen oder nicht gut genug zu sein, aber auch Angst vor neuen oder fremden Menschen.

Aber auch das Erschrecken vor lauten Geräuschen beispielsweise gehört zu den Alltagsängsten.

Dann gibt es aber auch die sogenannten Phobien, krankhafte Ängste, welches Gefühle der Hilfslosigkeit, der Bedrohung, aber der Blamage oder des Ausgeliefertseins in den Betroffenen verursacht.

Die Angst vor Spinnen oder Schlangen oder anderen Tierarten, vor bestimmten Situationen, wie z.B.: dem Aufzugfahren oder dem Kellergang, die Angst, in eine Gruppe von Menschen zu gehen, die Angst vor dem Alleinsein oder neue Erfahrungen zu machen – all das sind Phobien.

Dann gibt es da auch noch die Panik, eine extreme Stressreaktion auf eine vermeintliche oder reale Bedrohung. Typische Symptome können sein: Herzrasen, Schweißausbruch, Schwindel, Übelkeit, starker Bewegungsdrang oder aber auch das Gefühl, gelähmt zu sein, Zittern, Atemnot (…)

In Angst leben oder die Angst entmachten

So schwierig es für Betroffene sein mag: in Angst zu leben oder die Angst zu entmachten, ist eine Entscheidung, die nur die Betroffenen selbst treffen können. Wir können uns entscheiden, dass Angst nicht zwingend eine Negativbotschaft in sich trägt, sie kann auch eine Chance sein.

Es ist unsere Entscheidung, ob wir der Angst erlauben, uns traurig oder depressiv zu stimmen oder uns so sehr einengen zu lassen, dass wir unser Leben nicht mehr so kreieren können, wie wir es eigentlich gerne würden.

Wenn wir lernen, mit unseren Ängsten umzugehen, sie zu überwinden und sie zu entmachten, wachsen wir, werden stärker und reifer.

Ängste verwandeln

Als Meditationslehrerin und Achtsamkeitstrainerin möchte ich einen Ansatz vorstellen, wie wir unseren Ängsten, die es in den meisten Fällen nur in unserer Gedankenwelt gibt, ein Ende setzen können.

  • Immer, wenn dir Angstbilder kommen oder du dich in Angst befindest, versuch nicht, diese Angst zu unterdrücken oder vor ihr wegzulaufen, so schwer es dir auch fallen mag.
    • Stattdessen stell dir folgende Fragen: Wo lande ich, wenn meine Angst tatsächlich eintritt? Was erschreckt mich an dieser Situation? Was genau an dieser Situation versetzt mich in Angst? Und: was ist das Schlimmste, was passieren könnte, wenn meine Angstvorstellung Realität wird?
      • In anderen Worten: der erste Schritt besteht darin, die Angstbilder in deinem Kopf und deine Angstvorstellungen zu Ende zu denken.
  • In einem zweiten Schritt achten wir auf unseren Atem. Angstzustände oder auch Panikattacken können ausgelöst oder sogar verschlimmert werden, wenn wir unseren Atem anhalten oder aber auch flach und schnell atmen.
    • Wichtig ist, dass wir unseren Atem normalisieren, sprich ganz tief und bewusst ein- und ausatmen. Stell dir vor, wie du beim Einatmen die Luft bis in den Bauch saugst. Dann atme langsam wieder aus.
      • Führe diese Atmung so lange bewusst durch, bis du in dir wieder eine Ruhe spürst. Es kann einige Minuten dauern, aber auch eine halbe Stunde oder sogar länger.
  • In Momenten, in denen du keine Angst verspürst, überleg dir vorab ein Gegenbild zu deiner Angst. Das kann alles Mögliche sein, ein inneres Bild wie z.B. ein Herz oder aber auch ein Gedanke oder ein Spruch.
    • Du kannst auch eine Situation visualisieren. Nachdem du dich auf deinen Atem konzentriert hast, visualisiere dieses Gegenbild. Wichtig ist, dass das Gegenbild in dir positive Gefühle verursacht. Visualisiere es in jedem Detail. Was siehst du, was riechst du, was fühlst du während du an dieses Gegenbild denkst?
      • Jede Angstsituation oder Angstvorstellung ist eine Gelegenheit, diese Punkte zu üben. Mit jedem Mal, wo du dich auf diese Art und Weise deiner Angst aussetzt, kannst du besser mit den dir Angst einflößenden Bildern umgehen und entmachtest deine Angst durch ein positives Gegenbild.

Wir sind unseren Ängsten nicht ausgeliefert

In einigen Fällen werden die oben genannten Punkte helfen, in anderen nicht, weil die Angst bereits tief verwurzelt und weit fortgeschritten ist. In diesen Fällen wird es notwendig werden, ärztliche Hilfe, unterschiedliche Behandlungsmethoden, Medikamente oder auch Gesprächstherapie in Anspruch zu nehmen.

Wichtig ist zu wissen, dass es Wege gibt, die dir helfen, deine Ängste hinter dir zu lassen. Und es gibt Möglichkeiten, diesem Leiden ein Ende zu setzen.


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